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In memoriam Dr. Walter Bischofberger

In memoriam Dr. Walter Bischofberger

Die Arbeitsgemeinschaft pro Wahrnehmung - APW trauert um ihren Gründungspräsidenten und langjährigen Vorsitzenden Dr. Walter Bischofberger, der am vierten Dezember 2020 im Alter von 76 Jahren unerwartet verstorben ist.

Er war ein bescheidener Mann, stets ruhig im Auftreten, oft mit einem leichten Schmunzeln im freundlichen Gesicht. Walter Bischofberger war ein „stiller Schaffer“, der all seine Energie für die Belange der Menschen mit Problemen in der Wahrnehmung aufwandte, für die er sich Zeit seines Lebens eingesetzt hat.

Bis zum heutigen Tag war das „Gespann“ Félicie Affolter – Walter Bischofberger Motor und Zentrum der Entwicklungen und Forschungen in der Arbeit für und mit Menschen mit Problemen in der Wahrnehmung. Dabei war Walter Bischofberger einerseits der Kommunikator und Organisator und andererseits der kongeniale Forschungspartner von Félicie Affolter. Bereits bei der Nationalfonds-Studie zu Beginn der 70iger Jahre gehörte der Heilpädagoge und Logopäde zum Forschungsteam. Nach Abschluss seines Psychologie-Studiums dissertierte er über das Thema „Aspekte der Entwicklung Taktil-Kinaesthetischer Wahrnehmung“. Die Ergebnisse aus dieser Vergleichsuntersuchung zwischen einer Gruppe sehender und blinder Kinder im Alter von 10-16 Jahren gehören bis heute zur Grundlagenliteratur im Affolter-Modell®. Von den regelmässigen Forschungsaufenthalten in den USA brachten Félicie Affolter und Walter Bischofberger unzählige Videoaufnahmen mit, die sie genauestens analysierten. Die Ergebnisse dieser Analysen flossen jeweils in die Kurse und in die diversen Publikationen späterer Jahre.

Als Kommunikator und Organisator war ihm bewusst, dass ein Ansatz, der so „quer in der Landschaft“ stand, wie das spätere Affolter-Modell®, eine Basis und ein Netzwerk benötigt. Auf diesem Hintergrund gründete er bereits 1974 die „Arbeitsgemeinschaft für Probleme bei Wahrnehmungsstörungen“, deren Präsident er über 25 Jahre blieb. Bereits in der konstituierenden Sitzung beschloss der Vorstand damals eine enge Zusammenarbeit mit dem Autismusverein (Zweckverband zur Förderung der autistischen Kinder) und ELPOS (damals noch „Elternverein leicht hirngeschädigter Kinder“). Bis zum Jahr 2000 waren Walter Bischofberger und seine Frau Helen, die das Sekretariat führte, das Herz der APW. Nach seinem Rücktritt als Präsident blieb er der APW eng verbunden. Er war Mitglied der Kommission „Fachliche Belange“, gab Kurse und war immer wieder Ansprechpartner für alle, die fachliche Fragen hatten.

Auch für die heutige Stiftung wahrnehmung.ch, 1976 als „Zentrum für Wahrnehmungsstörungen“ gegründet, war Walter Bischofberger ein wichtiger Gesprächspartner und Berater. Über viele Jahre hinweg waren Mitglieder des Teams im regelmässigen Austausch mit ihm. Noch kurz vor seinem Tod nahm er gemeinsam mit den Vertretern der Stiftung an einer Video-Konferenz der Kommission „Fachliche Belange“ der APW teil.

Für das Therapiezentrum Burgau (D) war Walter Bischofberger ebenfalls über viele Jahre prägend. Seit der Gründung begleitete er gemeinsam mit Félicie Affolter die Aufbauarbeit und war später ein gern gesehener Gast am Schulungszentrum. Auch an der Forschungsarbeit verschiedener Mitarbeiter hat er immer wieder rege Anteil genommen. 

Über Jahrzehnte hat Walter Bischofberger das Team der Nathaliestiftung in Gümligen/Bern regelmässig begleitet und geschult. Langjährige Mitarbeitende konnten enorm viel von seinem Wissen profitieren. Das gemeinsame Anliegen, die betroffenen Kinder und Jugendliche in ihrem Wesen zu verstehen und zu fördern, schaffte eine enge Verbindung.

Bis zuletzt hat sich Walter Bischofberger zusammen mit Félicie Affolter um die Verbreitung des Affolter-Modells® in der Romandie bemüht. Viele Fachpersonen, aber auch Angehörige bildeten sich bei ihnen aus. Ein kleine, aber sehr aktive Gruppe (Kommission Romandie der APW) suchte über Jahre den Austausch und erhielt Unterstützung in ihrer Arbeit.

Am frühen Morgen des Barbara-Tages wurde Walter Bischofberger nun sanft über die Brücke geleitet.

Wir werden ihn vermissen.